Archiv Volksentscheid

Questions & answers contra Pro Reli

Nachstehend veröffentlichen wir auszugsweise Fragen und Antworten contra Pro Reli, die uns von der Freigeistergruppe "Contra Pro Reli" übersandt wurden. Zu Rückfragen oder Stellungnahmen hier eine e-mail Adresse: lomuehl@gmx.de

 

Questions & Answers zu Pro-Reli

 

Dieses Papier soll Pro-Reli-Gegnern Argumentationshilfen für Diskussionen bereitstellen.

Es ist so aufgebaut, dass von Fragen bzw. Aussagen ausgegangen wird, die uns in dieser oder anderer Form in Diskussionen oft begegnen. Es folgen dann Antworten bzw. Argumente gegen die Pro-Reli-Positionen. Die Antworten und Argumente sind nicht rhetorisch "geschliffen", da wir davon ausgehen, dass jeder sie sowieso in seinen Worten benutzen sollte. Auch stammen sie nicht nur von uns, sondern sind auch in Dokumenten anderer Autoren enthalten. Aus Gründen der Übersicht wird aber auf Quellenangaben weitgehend verzichtet.

Selbstverständlich sollte jeder nur die Argumente benutzen, zu denen er/sie steht und bei denen ggf. auch auf Einwände geantwortet werden kann.

Wir würden uns freuen, wenn dieses Papier von anderen verbessert und ergänzt werden würde.

Freigeistergruppe „Contra Pro-Reli“

 

Inhalt:

 

"Was habt ihr denn gegen die freie Wahl zwischen Ethik und Religion?" 1

„Warum spricht Pro Ethik von Wahlzwang?“ 2

"Kann der Religionsunterricht nicht die gleichen Werte wie der Ethikunterricht vermitteln?" 2

"Warum reicht eine christliche Ethik nicht aus?" 2

"Die Schüler sollten doch erstmal in ihrer Haltung gefestigt werden und dann diskutieren." 3

"Der Staat kann keine Antwort auf die Lebensfragen der Schüler geben, er soll neutral sein." 3

"Die Schüler haben so viele Stunden, dass sie keine Zeit für Religionsunterricht zusätzlich haben." 3

„Was passiert, wenn nur sehr wenige Schüler an einer Schule einen bestimmten Religions- oder Weltanschauungsunterricht wünschen?“ 3

"In der DDR hatten wir schon mal die Indoktrination durch den Staat. Das wollen wir nicht mehr." 3

"Im Religionsunterricht werden auch andere Religionen besprochen, weshalb dann Ethik?" 4

"Der Ethikunterricht bei meinen Kindern ist total schlecht. Das soll Pflichtfach sein?" 4

"Wir sind ein christlicher Staat, daher ist Religionsunterricht wichtig." 4

"Warum sollen Schüler nicht zu christlichen Werten wie der Nächstenliebe erzogen werden?" 4

"Was wollen Sie denn, wir haben in Deutschland doch die Trennung von Staat und Kirche." 5

 

 

"Was habt ihr denn gegen die freie Wahl zwischen Ethik und Religion?"

Gegen eine freie Wahl für Ethik und Religion haben wir nichts. Man sollte Religionsunterricht wählen können (aber nicht müssen), so wie es jetzt ist.

Wir haben aber etwas gegen die Abwahlmöglichkeit des Ethikunterrichts (um die es Pro-Reli letztlich geht), weil wir ihn für einen wichtigen Unterricht zur Erziehung zum selbstständigen Denken, der kritischen Reflexion von Weltanschauungen (zu denen auch Religionen zählen) und der Antwort auf Lebensfragen halten. Dies gilt insbesondere in einer multikulturellen Stadt wie Berlin. Daneben ist der gemeinsame Unterricht aller wichtig, Schüler mit unterschiedlichem kulturellem und weltanschaulichem Hintergrund sollen miteinander und nicht getrennt übereinander reden. Das geht nur in einem Unterricht, der für alle verbindlich ist. Der tolerante Ungang mit anderen Wertsystemen gehört heutzutage zu den Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen.

 

„Warum spricht Pro Ethik von Wahlzwang?“

Der Begriff „Wahlzwang“ ist erstmal eine Antwort auf den Begriff „Wahlfreiheit“ von Pro Reli. Es musste mit einem einfachen Begriff verständlich gemacht werden, dass es hier gerade nicht um Wahlfreiheit geht.

Wahlzwang, weil die Schüler dazu gezwungen werden sollen, zwischen entweder Religion oder Ethik zu wählen, aber nicht beides wählen können.

Wahlzwang, weil die Schüler nach dem Gesetzentwurf sogar schon ab der 1. Klasse und bis zur 12. Klasse dazu gezwungen werden, eins der beiden Fächer zu wählen.

Zwang auch, da die Kooperation zwischen dem Ethikunterricht und Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ihre Neutralität verliert. Einzelne Unterrichtseinheiten können nach dem Gesetzentwurf an den Schulen gemeinsam durchgeführt werden. Aus rein organisatorischen Gründen wird man zu einem einseitigen gemeinsamen Unterricht mit dem an der betreffenden Schule vorherrschenden Religionsunterricht gezwungen werden.

 

"Kann der Religionsunterricht nicht die gleichen Werte wie der Ethikunterricht vermitteln?"

a) Ziel des Ethikunterrichts ist u.a. die Erziehung zu einem selbständig denkenden kritischen jungen Menschen, der bewusst entscheiden können soll, was sein Leben zu einem guten und sinnvollen macht. Dazu gehört die "kritische Prüfung vorgefundener Entwürfe für gelingendes Leben, der Leitbilder und Handlungsnormen". Dazu soll der Schüler lernen "beurteilende Vergleiche zwischen Wertmaßstäben anzustellen " und "...scheinbar Selbstverständliches in Frage zu stellen und möglichst keines der Vorurteile ... der kritischen Prüfung zu entziehen" (Rahmenlehrplan Ethik, Kap. 2.1)
Anders ausgedrückt geht es um einen Menschen, für den die Vernunft und kritische Reflexion aller (auch der eigenen) Positionen die Grundlage sein soll.
Genau dies aber kann und will ein religiöser Bekenntnisunterricht nicht leisten. Er muss die religiösen Grundwerte vermitteln und diese sind nun einmal (jedenfalls beim Judentum, Christentum und Islam) die bedingungslose Unterordnung unter die Autorität eines Gottes. Jeder Zweifel soll letztendlich gerade zerstreut werden.

b)  Die Schüler sollen im Ethikunterricht lernen, andere Werthaltungen und ihre Begründungen zu verstehen und zu bewerten, sie sollen lernen zu akzeptieren, dass man auch zu anderen Schlussfolgerungen kommen kann und diese tolerieren (jedenfalls so lange, wie diese Werte nicht Intoleranz beinhalten). Diese Verhaltensweisen kann man sinnvollerweise nur erlernen und üben, wenn man auch mit Schülern anderer Werthaltungen gemeinsam diskutiert.
Dies kann nun eben ein getrennter Religionsunterricht nicht leisten.

"Warum reicht eine christliche Ethik nicht aus?"

"Moralische Normen müssen sich im Prinzip jedem Verständigen einsichtig machen lassen, wenn sie begründet beanspruchen wollen, diesem vorzuschreiben, wie er sich zu verhalten und wie er sich nicht zu verhalten hat. Sie dürfen daher auf keine Voraussetzungen zurückgreifen, von denen von vornherein klar ist, dass sie nur von einem Bruchteil der Verständigen - etwa den Angehörigen einer bestimmten Religion oder Konfession - akzeptiert, nachvollzogen und verstanden werden.“

„Religiöse Argumentationen berufen sich in der Regel auf Autoritäten, sei es die des Wortes Gottes, die der „Stimme“ des Gewissens (sofern sie als Manifestation Gottes gedeutet wird), die quasigöttlicher Personen wie (im Christentum) der Person Jesu oder die religiöser Institutionen und Traditionen. Moralische Richtigkeit lässt sich aber - unabhängig davon, ob es sich dabei um religiöse oder weltliche Autoritäten handelt - grundsätzlich nicht aus Autoritäten begründen.“

„Der theologische Ethiker kann sich, indem er vorgibt, das Gotteswort „nur auszulegen“, leichter als der philosophische Ethiker davon dispensieren, die eigene Wertung zu verantworten.“

[aus Dieter Birnbacher: „Das Dilemma der christlichen Ethik“]

 

"Die Schüler sollten doch erstmal in ihrer Haltung gefestigt werden und dann diskutieren."

Wieso muss jemand erst in seiner Haltung gefestigt sein, um mit anderen diskutieren zu können?

Diskussionen können sich auch (und gerade) dann entwickeln, wenn man vorurteilsfrei an ein Thema herangeht.

Im Ethikunterricht sollen Techniken geübt werden, Wertsysteme kritisch zu hinterfragen. Dies setzt nicht voraus, dass man "gefestigt" ist. Es kann sogar eher hinderlich sein.

Wie kann man denn Schüler in „ihrer" Haltung festigen, wenn der Religionsunterricht als Bekenntnisunterricht eine ganz bestimmte Haltung erzeugen soll? Dies muss nicht unbedingt ihre sein. Will der Bekenntnisunterricht nicht vielmehr eine bestimmte Haltung bei den Schülern so fest verankern, dass es für sie schwer wird, diese Haltung später wieder aufzugeben?

Bei Religionsunterricht ab der ersten Klasse kann man davon ausgehen, dass die Religion von den Eltern vorgegeben wird.

 

"Der Staat kann keine Antwort auf die Lebensfragen der Schüler geben, er soll neutral sein."

Der Ethikunterricht soll weltanschaulich und religiös neutral aber nicht wertneutral sein. Die Werte, die vermittelt werden sollen, sind u.a. die unserer Verfassung und die Menschenrechte, weiterhin die kritische Reflexion von Dogmen, die Toleranz und Meinungsfreiheit.

Idealerweise soll auch weder der Staat noch eine Religion die "Lebensfragen" der Schüler beantworten. Sie sollten vielmehr in die Lage versetzt werden, selbst für sich eine Antwort zu finden (wie sie z.B. die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten).

Falls man annimmt, Religionen sollten/können solche Antworten geben:

Wenn man sich die religiösen Quellen, insb. Bibel und Koran, kritisch ansieht, wird man feststellen, dass viele der dort beschriebenen und positiv bewerteten Werthaltungen und Handlungen nicht den Menschenrechten entsprechen.

Dort wo Kirchen und Religionsgemeinschaften oder einzelne religiös orientierte Personen brauchbare Antworten geben, wird man oft feststellen, dass diese eher im Humanismus als in den Religionen ihren Ursprung haben.

 

"Die Schüler haben so viele Stunden, dass sie keine Zeit für Religionsunterricht zusätzlich haben."

Die Schüler haben auch Zeit für zusätzlichen Unterricht zum Erlernen verschiedener Musikinstrumente, für die Beschäftigung mit verschiedenen Sportarten, für politisches Engagement oder für andere Interessen. Wer Religion für sein Leben für so außerordentlich wichtig hält, wird also immer noch Zeit finden, sich zusätzlich zum Unterricht mit Religion zu beschäftigen. Erheblich erleichtert wird ihnen dies durch das Angebot des Religionsunterrichtes an der Schule. Ein deutlicher Vorteil gegenüber dem Klassenkameraden, der zum Klavierunterricht erst eine Stunde durch die Stadt fahren muss.

 

„Was passiert, wenn nur sehr wenige Schüler an einer Schule einen bestimmten Religions- oder Weltanschauungsunterricht wünschen?“

Das wird nach wie vor nicht bezahlbar sein. Bisher ist das so geregelt, dass ein solcher Unterricht nur dann zustande kommt, wenn sich wenigstens 12 - 15 Schüler dafür anmelden (unterschiedliche Zahlenangaben). Daran wird sich vermutlich auch zukünftig nichts ändern. Das heißt, nur solche Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften, die an der betreffenden Schule viele Anhänger haben, werden ihren Unterricht durchführen können. Für alle übrigen Schüler bliebe dann nur noch der Ethikunterricht. Im Extremfall wird ein Schüler, der den an der Schule vorherrschenden Religionsunterricht als einziger an der Schule nicht wünscht, Ethikunterricht erteilt bekommen, obwohl er einen nicht an der Schule gelehrten Religions- oder Weltanschauungsunterricht gewünscht hätte.

"In der DDR hatten wir schon mal die Indoktrination durch den Staat. Das wollen wir nicht mehr."

Es kommt doch wohl darauf an, welcher Staat welche Werte vermittelt. Wollt ihr unseren Staat mit der DDR vergleichen?

Die Werte, die laut Berliner Schulgesetz und Rahmenlehrplan Ethik vermittelt werden sollen, sind u.a. die kritische Reflexion von Wertsystemen und ihrer Begründung sowie die Erziehung zur Toleranz. Was ist dagegen zu sagen?

Außerdem: Wenn man unterstellt, dass ein staatlicher Lehrer, der der weltanschaulichen und religiösen Neutralität verpflichtet ist, indoktriniert, wieso sollte es dann ausgerechnet ein Religionslehrer nicht tun, der der Erziehung zum religiösen Bekenntnis verpflichtet ist?

Bemerkung einer Autorin, die in der DDR aufgewachsen ist: "Solche Aussagen können wirklich nur von Wessis kommen, die den Unterricht in der DDR nie kennen gelernt haben. Der Ethikunterricht ist erstens keine Indoktrination und zweitens überhaupt nicht mit dem Staatsbürgerkunde- und sonstigen Indoktrinationsunterricht in der DDR zu vergleichen. Denn dort ging es gerade nicht darum, das bestehende Wertesystem kritisch zu reflektieren, es ging darum, dieses nachzubeten. Daher gibt es eher Parallelen zum Religionsunterricht."

 

"Im Religionsunterricht werden auch andere Religionen besprochen, weshalb dann Ethik?"

Wenn ein Religionslehrer auch andere Religionen bespricht, ist das natürlich positiv, aber

a)   werden die anderen Religionen auch neutral dargestellt?

b)   werden auch religionskritische Haltungen (neutral) dargestellt?

c)   entscheidend: Der Unterricht ist nicht gemeinsam. Man redet, wenn man denn über andere Religionen redet, wieder nur übereinander und nicht miteinander.

 

"Der Ethikunterricht bei meinen Kindern ist total schlecht. Das soll Pflichtfach sein?"

Den Ethikunterricht gibt es erst seit wenigen Jahren. Da lässt sich gewiss noch einiges verbessern. Daher machen wir den Vorschlag, eine zentrale Stelle einzurichten, die Kritik am Ethikunterricht sammelt, auswertet und ggf. für Verbesserungen sorgt.

Wenn der Ethikunterricht aber total schlecht und nicht verbesserungsfähig sein sollte, warum sollen dann mit dem Gesetzentwurf Kinder, die den Religionsunterricht nicht besuchen, zum Ethikunterricht verdonnert werden?

 

"Wir sind ein christlicher Staat, daher ist Religionsunterricht wichtig."

Deutschland ist kein christlicher Staat. Es besteht durchaus eine Trennung von Kirche/Religion und Staat, die aber als „hinkende Trennung“ bezeichnet wird[1]. Bei diesem Modell gibt es Kooperationen zwischen Staat und Kirchen, der Staat darf sich aber mit keiner Religionsgemeinschaft identifizieren. Daher kann/darf unser Staat nicht „christlich“ sein.

Was wir haben ist eine christlich geprägte Kultur. Dies zu reflektieren, sollte ebenfalls Bestandteil des Ethikunterrichtes sein.

Rund ein Drittel unserer Bevölkerung bekennt sich nicht zum Christentum, in Berlin sind 60% konfessionslos.

Der Gottesbezug in der Präambel des GG (auf den sich einige bei dieser Aussage beziehen) wird von einigen Juristen als "Demutsformel" interpretiert, nicht als Bezugnahme auf einen persönlichen Gott.

 

"Warum sollen Schüler nicht zu christlichen Werten wie der Nächstenliebe erzogen werden?"

Dagegen ist nichts zu sagen, aber bei der "Nächstenliebe" handelt es sich nicht um einen originär christlichen Wert. Praktisch alle Religionen und Weltanschauungen kennen die  "goldene Regel", die uns kein Gott, sondern der evolutionäre Prozess auferlegt hat.

Es wäre schön, wenn das Prinzip der "goldenen Regel" vermittelt wird, wie auch die Tatsache,  dass sie in allen relevanten Weltanschauungen und Religionen vorhanden ist und auch von fast allen bei Bedarf mit Füßen getreten wird - diese Weitsicht dürfte eher im Ethik- als Reli-Unterricht vorkommen.

 

Das christliche Gebot „Liebet einander!“ entpuppt sich bei näherer Betrachtung als „Liebet euch!“ Denn es geht eigentlich immer nur um das eigene Seelenheil. Man soll lieben, um selbst Vorteile daraus zu erlangen, z.B. in den Himmel zu kommen.

 

Hier noch ein passender Auszug aus einem Text von Schmidt-Salomon:

„...dass die fundamentalen Werte, die für moderne Rechtstaaten konstitutiv sind - die Menschenrechte, die Freiheit der Meinungsäußerung, der Wissenschaft, der Kunst, die demokratische Gewaltenteilung etc. –, keineswegs dem Christentum entstammten, sondern, dass diese in einem erbitterten, Jahrhunderte währenden Widerstandskampf gegen die Machtansprüche dieser Religion erkämpft werden mussten“

Trivial sind die Zehn Gebote, insofern sie über weite Teile selbstverständliche Verhaltensrichtlinien benennen, die für jede funktionierende soziale Gruppen gelten, auch für Steinzeitfamilien, SA-Truppen und heutige Hooligans.“

„Unzulässig vereinfachend sind die Zehn Gebote, weil ethisches Handeln in einer komplexen Welt nicht bedeuten kann, blind irgendwelchen Geboten zu folgen, sondern in der jeweiligen Situation abzuwägen, mit welchen positiven und negativen Konsequenzen eine Entscheidung verbunden wäre.“

„Offen reaktionär wirken die Zehn Gebote insofern, als dass sie – obwohl sie eigentlich nur der historische Ausdruck eines im Laufe der kulturellen Evolution glücklicherweise überwundenen, patriarchal-autoritären Herrschaftssystems sind – auch heute noch von Gläubigen als verbindliche Regelwerke betrachtet werden. Dies hat zur Folge, dass inhumane, kulturelle Normen der Vergangenheit (Sklavenherrschaft, Religionszwang, Blutfehden, Sippenhaft, Frauenunterdrückung, Homophobie etc.) mit dem Schein des Heiligen, Unantastbaren, in die Gegenwart transportiert werden.“

 

"Was wollen Sie denn, wir haben in Deutschland doch die Trennung von Staat und Kirche."

Haben wir nicht. Wir haben die sogenannte „hinkende Trennung von Kirche und Staat“. Eine strikte Trennung von Kirche und Staat (Laizismus) haben wir dagegen u.a. in Frankreich, den USA und der Türkei (!).

Wenn wir eine echte Trennung hätten, gäbe es u.a. diese Tatsachen nicht:

- Die Kirche mischt sich in die Belange des Staates ein, indem sie aktiv auf die Gesetzgebung einwirkt. Bei wichtigen ethischen Fragestellungen des Staates werden grundsätzlich und manchmal sogar ausschließlich Vertreter der christlich-theologischen Ethik befragt. In Ethikräten sind Theologen überrepräsentiert.

- Übertragung staatlicher Fürsorgepflichten an die Kirchen mit Hilfe des „Subsidaritätsprinzips“ und die daraus folgende schwere Arbeitsmarktsituation für nichtchristliche Menschen in Pflegeberufen, sowie der daraus folgende Zwang für nichtchristliche Menschen, in bestimmten Lebenssituationen auf die so genannten christlichen Pflegeangebote zurückgreifen zu müssen.

- Definition von dezidiert christlichen Erziehungszielen in Landesverfassungen und Schulgesetzen

- Durchführung von Religionsunterricht an staatlichen Schulen

- staatliche Finanzierung und Trägerschaft konfessionsgebundener Theologischer Fakultäten an staatlichen Universitäten

- staatlich finanzierte Militärseelsorge

- Gewährung von bezahltem Sonderurlaub an Staatsbedienstete zur Teilnahme an Kirchentagen

- und Vieles mehr …



[1]  vgl. z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Trennung_von_Kirche_und_Staat